Vielleicht....?

Meine großen Worte werden mich nicht vor dem Tod schützen

und meine kleinen Worte werden mich nicht vor dem Tod schützen
überhaupt kein Wort
und auch nicht das Schweigen zwischen den großen und kleinen Worten
wird mich vor dem Tod schützen.

Aber vielleicht - werden einige dieser Worte
und vielleicht - besonders die kleineren
oder auch das Schweigen zwischen den Worten
einige vor dem Tod schützen wenn ich tot bin?
(Erich Fried)

24. Juni 2020

Die fünf Betrachtungen
- gokan no ge -

 (Dies ist eine Übersetzung des Tischgebetes im Zenkloster Eisenbuch
und wird vor den Mahlzeiten rezitiert )



Mögen wir an unser eigenes Handeln denken und daran,

woher diese Nahrung kommt und wie viel Mühe damit verbunden ist.



Mögen wir überlegen, ob wir wahrhaft Gutes getan haben,

wenn wir diese Nahrung annehmen.



Mögen wir Gier, Wut und Verblendung umwandeln,

indem wir unseren Geist zähmen und uns von Unheilsamem fernhalten.



Mögen wir wir diese Nahrung als eine gute Medizin

für unseren Körper zu uns nehmen.



Wie nehmen diese Nahrung an,

um den Weg der Weisheit und des Mitgefühls zu gehen.

17. Juni 2020

Das Sutra der vollkommenen Weisheit

- Herzsutra -

Der heilige Bodhisattva Avalokiteshvara, 
in tiefste Weisheit versenkt, erkennt,
dass die fünf Skandhas, die fünf Bereiche des Anhaftens 
- nämlich Körper, Gefühl, Wahrnehmung, Willensregungen und Bewusstsein - 
an sich leer sind.
Alle Bitterkeit und alles Leiden tilgt er, 
wenn er zum ehrwürdigen Shariputra spricht:
Form ist Leerheit, Leerheit ist Form. 
Leerheit ist nicht verschieden von Form, 
noch ist Form verschieden von Leerheit. 
Alle Dinge in der Welt sind leer, 
so auch Gefühl, Wahrnehmung,
Willensregungen und Bewusstsein.
Alle Dinge sind wie die Leerheit, 
frei von Entstehen und Vergehen; 
sie sind weder rein noch unrein, 
weder vollkommen noch unvollkommen.
In der Leerheit gibt es keinen Körper, 
kein Gefühl und keine Wahrnehmung, 
keine Willensregungen und kein Bewusstsein;
da gibt es weder Augen noch Ohren, 
weder Nase noch Zunge, 
weder Leib noch Geist, 
weder Sinnesobjekte noch Vorstellungen; 
da gibt es weder den Bereich der Sinne, 
noch den Bereich der Sinnesobjekte, 
noch den Bereich des Bewusstseins.
In der Leerheit gibt es weder geistige Blindheit, 
noch Auflösung der geistigen Blindheit; es
gibt weder Altern, noch Sterben, 
noch Aufhebung des Alterns und Sterbens. 
In der Leerheit gibt es kein Erkennen, 
kein Verwirklichen, 
kein Leiden, kein Entstehen des Leidens, 
kein Ende des Leidens und keinen Weg, 
der zum Ende des Leidens führt.
Nach dieser Weisheit, dass es nichts zu verwirklichen gibt, 
streben die Suchenden. 
Darum ist kein Schleier vor ihren Herzen und keine Angst. 
Befreit von allen Verwirrungen und allen Trübungen des Geistes, 
frei von allen Vorstellungen wird endlich Nirvana erreicht!
Die Erleuchteten aller Zeiten, 
der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, 
folgen diesem Weg der vollkommenen Weisheit, 
auf dem sie die große Befreiung erlangen. 
Lasst auch uns diese tiefste Wahrheit erfahren!
Dies ist das große Wort, 
das große Mantra, 
das Wort an Tiefe ohnegleichen, 
das alle Leiden stillt;
Die Wahrheit, in der es nichts Falsches mehr gibt; 
das Wort, das letzte Weisheit offenbart:
Gate, gate, paragate, parasamgate, bodhi svaha.
(Ihr alle, ihr alle, geht darüber hinaus, geht über das Hier
und Jetzt hinaus zum großen Erwachen!)

(Version des Zenkreis Kiel e.V)

Das Herzsutra, im Sanskrit Mahaprajnaparamita-Hridya-Sutra, ist der kürzeste von 40 Texten
innerhalb des umfangreichen Prajnaparamita-Sutra, wörtlich: „(Großes) Sutra der das andere
Ufer erreichenden (d.h. transzendenten oder erlösenden, Paramita) Weisheit (Prajna)“ 1
Es ist das wohl berühmteste und am häufigsten zitierte und rezitierte Sutra des Mahayana
speziell in China, Japan und Tibet und gilt als Quintessenz vieler Sutren, zumal es die „Lehre
von Shunyata – der Leere, (...) besonders klar und präzis formuliert“2.